Rheinische Post (Duisburg-Rheinhausen), 26.06.1996

"Joyful Voices" mit vitalem Gospel-Swing

Hofkonzert in der Bezirksbibliothek Rheinhausen

Von MICHAEL TEGETHOFF
Draußen war es empfindlich kühl und der wolkenverhangene Himmel sah ebenfalls nicht gerade vielversprechend aus. Deshalb wollte man am Montag lieber kein Risiko eingehen und verlegte das zweite Rheinhauser Hofkonzert nach innen. Doch selbst mit der Erschwernis des beengten Rahmens ließ das Moerser Ensemble joyful voices im Vortragssaal der Bezirksbibliothek nichts anbrennen und versetzte sein Publikum mit Gospel-Gesängen in gute Laune.
Vital und swingend setzten sich die joyful voices in geradezu imponierender Form für die religiösen Lieder der farbigen Bevölkerung Amerikas ein. Können, Stilgefühl und Begeisterungsfähigkeit standen dabei im Einklang. Beeindruckend war bereits der Einzug des sechzig Mitglieder starken Ensembles, und als Chor und Band ihr Programm mit „Ein neuer Tag bricht an“ eröffneten, war der Funke vollends übergesprungen.
Dieser Erfolg gründete nicht allein auf jugendlichem Elan. Ehrgeiz und Überzeugung mußten die Schüler und Ehemaligen des Moerser Gymnasiums in den Filder Benden anspornen. Was unter der Leitung des Musiklehrers Ernst Ickler geboten wurde, zeigte weit mehr als nur guten Willen und hielt kritischer Hinterfragung stand: joyful voices hat seinen Gospel verinnerlicht und trat so überzeugend auf, um den Zuhörern eine Botschaft mit auf den Weg geben zu können.
Das Programm enthielt klassische und moderne Songs und reichte von der Gospel-Messe und weiteren Kompositionen für den Gottesdienst bis zu neueren Stücken mit Country- und Western-Prägung oder Rap-Einlagen. Vorzüglich kam der Gegensatz von Ruf und Antwort zum Ausdruck, denn auf die charakteristisch-individuell gefärbten Stimmen der Solisten war Verlaß. Daneben überzeugte die große Singgemeinschaft sowohl in reinen Chorsätzen wie bei der vokalen Grundierung. Dabei versetzte in den a-cappella-Einleitungen der beigemischte Hall in die Kirche, während sich in lebhafteren Stücken das rhythmische Händeklatschen augenblicklich auf das Publikum übertrug. Auch die Begleitung war in sich stimmig, wobei ein melancholisches Saxophonstück zu dem sich in Dreierreihen leicht wiegenden Chor zum atmosphärischen Höhepunkt geriet. Mit einem großen „Amen“ fand das gelungene Konzert seinen Abschluß.